Pseudomonas aeruginosa ist ein widerstandsfähiger Umweltkeim, der oft schon während der Bauphase in Trinkwasserinstallationen gelangt.
Durch seine ausgeprägte Biofilmbildung schafft er ideale Bedingungen für Legionellen – selbst in vollständig durchströmten Leitungen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie der Keim ins System kommt, welche Risiken daraus entstehen und was Sie als Betreiber, Planer oder Hausverwalter tun können, um hygienische Sicherheit von Anfang an zu gewährleisten.
Pseudomonaden als Vorboten für Legionellen – Risiken schon beim Bau vermeiden
Pseudomonaden – ein Keim mit Folgen
Pseudomonas aeruginosa ist bekannt als sogenannter „Pfützenkeim“:
Er liebt feuchte Umgebungen, kommt in Erde, Wasser und Staub vor und benötigt kaum Nährstoffe. Seine besondere Stärke: Biofilmbildung.
Diese Biofilme entstehen auf Rohrinnenflächen, Duschschläuchen, Perlatoren oder Dichtungen – und bieten ideale Bedingungen für das Überleben und die Vermehrung weiterer Keime.
Eintrag bereits während der Bauphase
Häufig beginnt das Problem lange vor der Nutzung der Anlage:
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Rohrleitungen werden ohne Endkappen oder Schutz gelagert
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Werkzeuge sind verschmutzt oder werden mehrfach auf Baustellen verwendet
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Fittings werden ohne Handschuhe oder Schutzauflage verarbeitet
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Es erfolgt eine Druckprüfung mit Trinkwasser, ohne anschließende Spülung
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Die Anlage steht tagelang mit Stagnationswasser, ohne Nutzung
Der Keim gelangt so in das System – unbemerkt, aber mit weitreichenden Folgen.
Legionellen nutzen den Biofilm als Rückzugsort
Ein entscheidender Punkt:
Legionellen sind keine aktiven Biofilmbildner – sie profitieren aber vom vorhandenen Biofilm.
Der von Pseudomonaden aufgebaute Biofilm schützt Legionellen vor Desinfektion, Temperaturspitzen und hydraulischen Einflüssen. Besonders kritisch: Wassertemperaturen zwischen 25 und 50 °C – hier finden Legionellen optimale Bedingungen zur Vermehrung.
Was Betreiber tun können
Die wichtigste Maßnahme: Hygiene beginnt auf der Baustelle.
Dazu gehören:
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Schutzkappen an allen Rohrenden
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sauberes Werkzeug und hygienisches Arbeiten
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Vermeidung unnötiger Vorbefüllung
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Spülung nach DIN EN 806-4 vor Inbetriebnahme
Im laufenden Betrieb gilt:
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Warmwasser ≥ 55 °C / Kaltwasser < 25 °C
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Keine Totleitungen, regelmäßiger Wasserfluss
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Probenahme bei Verdacht oder Risikogebäuden
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Gefährdungsanalyse nach § 51 TrinkwV bei Auffälligkeiten
Fazit:
Pseudomonaden sind ein Frühwarnsignal für hygienische Probleme.
Sie treten oft dann auf, wenn bereits in der Bauphase unsauber gearbeitet wurde oder der bestimmungsgemäße Betrieb nicht eingehalten wird.
Sobald sich ein Biofilm etabliert hat, wird er zur Eintrittspforte für Legionellen – mit hohen Sanierungs- und Haftungsrisiken für Betreiber.